PANEUROPÄISCHES PICKNICK

DDR-Bürger nutzen symbolische Grenzöffnung für die Flucht in den Westen

Sankt Margareten/ Sopron. In einem historischen Schritt zur Überwindung der Grenzen Europas öffnete sich am 19. August 1989 das seit jahrzehntelang geschlossene Grenztor zwischen Ungarn und Österreich für eine kurze, aber bedeutungsvolle Zeit. Das "Paneuropäische Picknick", organisiert vom Ungarischen Demokratischen Forum und der Paneuropa-Union, war ursprünglich als friedliche Demonstration für den Abbau der Grenzen und ein geeintes Europa gedacht. Unter der Schirmherrschaft von Otto von Habsburg und Imre Poszgay entwickelte sich die Veranstaltung jedoch zu einem Fluchtweg für DDR-Bürger, die sehnsüchtig auf ihre Chance in den Westen warteten. Rund 700 DDR-Bürger gelang es, das Grenztor bei Sopron in Richtung Österreich zu überqueren.

"Wenn die Leute in der DDR das sehen, dann fangen die sofort an zu laufen", prophezeite Axel Hartmann, damals Mitarbeiter im Kanzleramt, seinem Chef Rudolf Seiters am Abend. Und er behielt Recht. Die Bilder vom Abbau der Grenze gingen um die Welt und lösten eine unaufhaltsame Welle der Flucht aus der DDR aus.Hunderte DDR-Flüchtlinge strömten täglich über Ungarn in die Aufnahmelager der Bundesrepublik.

Die SED-Führung in Ost-Berlin reagierte mit Schock und Hilflosigkeit. Politbüromitglied Günter Schabowski beschrieb die Situation später als "erschreckend".SED-Politbüromitglied Günter Mittag beschuldigte die ungarische Regierung des "Verrats am Sozialismus". Außenminister Oskar Fischer flehte die Sowjetunion an, Druck auf Ungarn auszuüben, um die Grenzöffnung zu stoppen. Doch der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow lehnte dies ab. Er erklärt, dass es keinen Druck der Mehrheit auf einzelne Staaten mehr geben solle.

Obwohl die Demonstranten in Plauen zunächst friedlich auseinandergingen, kam es in den späten Abendstunden des 07. Oktober 1989 zu willkürlichen Verhaftungen. Die Einsatzkräfte der Volkspolizei und des Staatssicherheitsdienstes durchkämmten die Plauener Innenstadt und nahmen zahlreiche Menschen fest, die sich verdächtig verhielten oder an der Demonstration beteiligt gewesen sein sollen. Die Verhaftungen erfolgten willkürlich und unter Anwendung von Gewalt. Festgenommene wurden geschlagen, getreten und mit Beleidigungen beschimpft.

Eine Dokumentation über die friedliche Revolution in Plauen