FLÜCHTLINGSZÜGE AUS PRAG

Erste DDR-Sonderzüge fahren durch den Oberen Bahnhof in Plauen

Plauen. In den frühen Morgenstunden fuhren durch den Oberen Bahnhof in Plauen die ersten Flüchtlingszüge aus Prag. Offiziell war es den Bewohnern verboten, die Flüchtlinge zu grüßen. Doch die Menschen ließen sich nicht einschüchtern. Sie winkten den Zügen zu und hielten Plakate mit Sprüchen wie "Das Vogtland grüßt den Zug der Freiheit" in die Höhe.

Entlang der Strecke kam es jedoch auch zu Verhaftungen. Junge Menschen versuchten verzweifelt, auf die Züge aufzuspringen, um der DDR zu entkommen. Die Angst und Beklemmung war spürbar, auch bei Außenminister Genscher und anderen hochrangigen westdeutsche Diplomaten, die zur Sicherheit in den Zügen mitfuhren. Teilweise ließ das SED-Regime die Züge stundenlang auf Abstellgleisen stehen, um die Flucht zu verzögern.

Wiederholte Versuche das Rathaus zu erreichen sind durch die Staatsmacht gänzlich gescheitert. Die Situation schien aussichtslos, bis die Löschfahrzeuge sich zurückzogen und die Demonstranten eine 180-Grad-Kehrtwende aufnahmen. In diesem spontanen Demonstrationszug liefen die Demonstranten durch die Plauener Straßen, um das Rathaus von der anderen Seite zu erreichen. Erneut versuchte die Staatsmacht die Demonstranten zu beunruhigen, diesmal mit einem Hubschrauber, der über das Plauener Rathaus kreiste. Superintendent Thomas Küttler trat vor die Massen und appellierte zum Verzicht auf Gewalt. Mit seinen Worten "Wir kommen wieder!" löste sich die Demonstration friedlich auf. Trotz der Gewaltanwendung durch die Staatsmacht kam es zu keinem größeren Zwischenfall.

Obwohl die Demonstranten in Plauen zunächst friedlich auseinandergingen, kam es in den späten Abendstunden des 07. Oktober 1989 zu willkürlichen Verhaftungen. Die Einsatzkräfte der Volkspolizei und des Staatssicherheitsdienstes durchkämmten die Plauener Innenstadt und nahmen zahlreiche Menschen fest, die sich verdächtig verhielten oder an der Demonstration beteiligt gewesen sein sollen. Die Verhaftungen erfolgten willkürlich und unter Anwendung von Gewalt. Festgenommene wurden geschlagen, getreten und mit Beleidigungen beschimpft.

Eine Dokumentation über die friedliche Revolution in Plauen

Freiheit erreicht: Erster DDR-Sonderzug trifft in Hof ein

Hof. Um 6:14 Uhr erreichten die ersten Flüchtlinge schließlich ihre Freiheit. Der erste DDR-Sonderzug traf in seiner Endstation Hof Hauptbahnhof ein. Als die Zugtüren sich öffneten, brachen die Emotionen Bahn. Freudentränen flossen, Familien fielen sich in die Arme, Menschen jubelten und sangen.

Als sich die Demonstranten in Richtung Rathaus bewegten, stießen sie auf Kampftruppen der Polizei, die sich mit Gummiknüppeln gegen die Menschenmasse wehrten und den Weg zum Rathaus versperrten. Die Einsatzkräfte versuchten die Menge zurückzudrängen. Plötzlich öffneten sich die Tore der Feuerwehr. Zwei Löschfahrzeuge fuhren mit Blaulicht auf die Demonstranten zu. Ein Feuerwehrmann richtete den Wasserwerfer auf die Menge und beschoss die ohnehin schon regennassen Menschen mit einem harten Wasserstrahl. Dieser Einsatz von Gewalt führte zu einer Eskalation der Situation. Die Demonstranten waren schockiert und wütend. Sie warfen Flaschen und Steine auf die Löschfahrzeuge, um sich zu wehren.

Die Stadt war bereits auf ihre Ankunft vorbereitet: Mehrere hundert Helfer von BRK, THW, der Bahn und der Stadt kümmerten sich um die erschöpften, aber glücklichen Menschen. Der Hauptbahnhof wurde zur Sozialstation, die Freiheitshalle zum Matratzenlager. Auch im nahe gelegenen Feilitzsch, dem ersten Dorf auf westdeutscher Seite, steckten die Bewohner den Flüchtlingen Lebensmittel und Geld in die durchfahrenden Züge.

Obwohl die Demonstranten in Plauen zunächst friedlich auseinandergingen, kam es in den späten Abendstunden des 07. Oktober 1989 zu willkürlichen Verhaftungen. Die Einsatzkräfte der Volkspolizei und des Staatssicherheitsdienstes durchkämmten die Plauener Innenstadt und nahmen zahlreiche Menschen fest, die sich verdächtig verhielten oder an der Demonstration beteiligt gewesen sein sollen. Die Verhaftungen erfolgten willkürlich und unter Anwendung von Gewalt. Festgenommene wurden geschlagen, getreten und mit Beleidigungen beschimpft.

Eine Dokumentation über die friedliche Revolution in Plauen