Prag. Prag. Am Abend des 30. September 1989 reiste Genscher von New York nach Prag, um den Flüchtlingen persönlich die erlösende Nachricht zu überbringen. Er trat auf den Balkon der Prager Botschaft und verkündete die ersehnte Freiheit: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise...". Die Anspannung der vergangenen Tage und Wochen entlud sich in einem großem Jubel und erleichternden Tränen. Die Menschen lagen sich in den Armen, sangen und feierten ihren Sieg über die Repression.
Ab 20:50 Uhr fuhren die ersten 6 Sonderzüge mit insgesamt ca. 5.500 Flüchtlingen von Prag nach Hof. Die Ausreise der Flüchtlinge erfolgte unter der Bedingung, dass die Züge zunächst über DDR-Territorium fahren mussten. Die gewählte Route führte von Prag (Bahnhof Praha-Libeň) über den Grenzübergang Bad Schandau nach Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Plauen, Gutenfürst und schließlich nach Hof. Die Gesamtstrecke betrug 254 km, wovon 190 km durch DDR-Gebiet verliefen.