ERSTE DEMO IN PLAUEN

15.000 Menschen demonstrierten in Plauen zum 40. Jahrestag der DDR: Friedlicher Protest endet mit Wasserwerfern und Hubschraubereinsatz

Plauen. Anlässlich des in den Tagen zuvor verteilten Flugblattes, versammelten sich am 07. Oktober 1989 zum 40. Jahrestag der DDR auf dem Plauener Theaterplatz rund 15.000 Menschen zu einer friedlichen Demonstration für Reise- und Meinungsfreiheit. Die Teilnehmeranzahl übertraf die Erwartungen der Organisatoren deutlich, die mit etwa 1.000 Teilnehmern gerechnet hatten. Zunächst verlief die Demonstration friedlich, doch die Stimmung war angespannt und die Frage nach dem weiteren Verlauf der Ereignisse lag in der Luft.

Als sich die Demonstranten in Richtung Rathaus bewegten, stießen sie auf Kampftruppen der Polizei, die sich mit Gummiknüppeln gegen die Menschenmasse wehrten und den Weg zum Rathaus versperrten. Die Einsatzkräfte versuchten die Menge zurückzudrängen. Plötzlich öffneten sich die Tore der Feuerwehr. Zwei Löschfahrzeuge fuhren mit Blaulicht auf die Demonstranten zu. Ein Feuerwehrmann richtete den Wasserwerfer auf die Menge und beschoss die ohnehin schon regennassen Menschen mit einem harten Wasserstrahl. Dieser Einsatz von Gewalt führte zu einer Eskalation der Situation. Die Demonstranten waren schockiert und wütend. Sie warfen Flaschen und Steine auf die Löschfahrzeuge, um sich zu wehren.

Wiederholte Versuche das Rathaus zu erreichen sind durch die Staatsmacht gänzlich gescheitert. Die Situation schien aussichtslos, bis die Löschfahrzeuge sich zurückzogen und die Demonstranten eine 180-Grad-Kehrtwende aufnahmen. In diesem spontanen Demonstrationszug liefen die Demonstranten durch die Plauener Straßen, um das Rathaus von der anderen Seite zu erreichen. Erneut versuchte die Staatsmacht die Demonstranten zu beunruhigen, diesmal mit einem Hubschrauber, der über das Plauener Rathaus kreiste. Superintendent Thomas Küttler trat vor die Massen und appellierte zum Verzicht auf Gewalt. Mit seinen Worten "Wir kommen wieder!" löste sich die Demonstration friedlich auf. Trotz der Gewaltanwendung durch die Staatsmacht kam es zu keinem größeren Zwischenfall.

Obwohl die Demonstranten in Plauen zunächst friedlich auseinandergingen, kam es in den späten Abendstunden des 07. Oktober 1989 zu willkürlichen Verhaftungen. Die Einsatzkräfte der Volkspolizei und des Staatssicherheitsdienstes durchkämmten die Plauener Innenstadt und nahmen zahlreiche Menschen fest, die sich verdächtig verhielten oder an der Demonstration beteiligt gewesen sein sollen. Die Verhaftungen erfolgten willkürlich und unter Anwendung von Gewalt. Festgenommene wurden geschlagen, getreten und mit Beleidigungen beschimpft.

Eine Dokumentation über die friedliche Revolution in Plauen